InhaltDer Doctor war bereits in seiner ersten Inkarnation kein guter Fahrer. Gleich in der ersten Szene schafft er es, die Tardis an einer Abhangkante zu landen und von selbiger zu kippen. Das verschafft ihm und seinen Companions nicht nur eine holprige Ankunft im alten Rom, sondern auch einen längeren Aufenthalt als ursprünglich gewünscht. Man nistet sich in einer verlassenen Landvilla ein und genießt das Leben.
Doch die Fremden ziehen die Aufmerksamkeit der Sklavenhändler Didius und Sevcheria auf sich, die Ergänzung für ihre Ladung suchen. Während der Doctor und Vicky zu einer Spritztour in Rom aufbrechen, werden Ian und Barbara überwältigt und verschleppt. Ian wird bereits vor Ort als Galerensklave verkauft. Sein Schiff geht im Sturm unter und auch er begibt sich nach Rom, nur um im Gefängnis zu landen, mit der Aussicht auf ein unrühmliches Ende als Gladiator im Circus Maximus.
Barbara bleibt länger bei den Sklavenhändlern und geht in Rom per Höchstgebot an einen gewissen Tavius, der sie als Dienerin an Kaiser Neros Hof bringt. Dieser findet Gefallen an der Britin und sie hat alle Hände voll zu tun, sich seinen Annäherungsversuchen zu widersetzen. Beim Versteckspiel im Palast stolpert sie fast (und das mehr als einmal) mit Vicky und dem Doctor zusammen.
Dieser wurde versehentlich für den Musikanten Maximus Petullian gehalten, dessen Platz er einnehmen konnte, weil dieser ermordet wurde. Sich inmitten der antiken Intriganten, Giftmischer und Lebemänner gegen diverse Attentate zu behaupten, ist eine ganz neue Herausforderung. Bald ist auch klar, weshalb der Doctor um sein Leben fürchten muss:
Der Mann, dessen Rolle er eingenommen hat, wollte Nero töten. Der Doctor weigert sich natürlich dies zu tun, da er die Geschichte nicht verändern darf. Er ist es sogar, der Nero mit einem geschickt entfachten Feuer auf die zündende Idee bringt, die Hauptstadt seines Reiches abzufackeln.
In den Wirren der Brandstiftung entkommen unsere Helden (Ian und Barbara haben inzwischen wieder gefunden) der Stadt Rom.
BewertungBesonders positiv sind mir Ian und Barbara aufgefallen. Ich mag die beiden schon von anderen Geschichten und auch hier zeigt sich einmal mehr, dass man es mit realitätsnahen und kompetenten Conpanions zu tun hat. Sie sind nicht die zielgruppenbewussten Jungspunte vieler Folgejahre, sondern eher reife Personen, die bereits wissen, wer sie sind.
Auch haben sie ein gutes Gefühl dafür, wie man sich in fremden Zeiten verhält. Sie verstehen das "different morality"-Prinzip, ohne es vorher erklärt bekommen zu haben - und setzen sich trotzdem leidenschaftlich für das ein, was sie richtig finden.
Auch der erste Doctor ist mir hier sehr sympathisch. Er hat sich entwickelt, ist weit weniger griesgrämig als in seinen ersten Folgen. Unter der kautzigen Fassade scheint immer öfter der spitzbübische Schalk daurch (Harfen-Episode!
). Auch in Action-Szenen wird er eingebunden:
In der Kampfszene mit dem Attentäter stellt sich heraus, dass der Doctor zwar äußerlich alt wirkt, aber keineswegs ein Greis ist. Zwiespältig finde ich die Rolle des Doctors bei den Plänen Neros. Anders als bei "Fires of Pompeii" scheinen ihn keinerlei Gewissensbisse zu plagen - obgleich er Nero zu einem pyromanischen Wahn inspiriert, der tausende das Leben kosten wird.
Die Schrecken der Nero-Herrschaft auf breite Bevölkerungsschichten gehen für den Zuschauer in dem locker-fluffigen Hofgeplänkel weitestgehend unter. Bei der Szene mit dem brennenden Horizont wird das Lachen des Doctors mit dem Neros zu überblendet. Jemandem, der zweimal überlegt, wird hier fast makaber klargemacht, dass der Doctor und Nero einiges gemein haben:
Sie stehen als Götter über den Sterblichen, das Universum ist ihr Spielball, wenn sie Entscheidungen treffen (beunruhigender Weise oft, ohne diese voll zu durchdenken), hat das Konsequenzen, denen man nicht entrinnen kann. Und ja, es gibt Opfer. Eine ganze Menge davon.
Zu diesem Zeitpunkt scheint der Doctor noch eine emotionale Distanz dazu zu besitzen. In "Fires of Pompeii" hat er diese verloren. Ob das gut oder schlecht ist, wage ich nicht zu sagen.
Insgesamt ist das Erzähltempo eines der reduziertesten, das ich bisher bei Who gesehen habe: Langsame Schnitte, vieles wird in Realzeit präsentiert. Kein Popcorn-TV, sondern eher eine Dokumentation der antiken Lebenswelt.
Die Folge hat eindeutige Längen, die man durchstehen muss (und bei denen man nebenbei was anderes machen kann ... bzw. fast muss, um sein Hirn voll zu beschäftigen
). Wer dran bleibt, wird jedoch mit einer runden Geschichte belohnt.