Herzlichen Dank nochmal für's Erstellen des Threads, Astra
. Und nachdem ich mir jetzt gerade
Die Mächte des Wahnsinns reingezogen habe und deswegen sowieso nicht sofort ins Bett gehen sollte
, nutze ich die Gelegenheit doch gleich mal:
Hm, ein schwer einzuordnendes Buch, das einen deutlich anderen Ton als die anderen anschlägt (ich verallgemeiner einfach mal), zu meinem Leidwesen über einen nicht geringen Teil relativ langweilig daherkommt, aber insgesamt dennoch empfehlenswert ist. Irgendwie ist das wie mit dem Film
Der Club der toten Dichter, der auch nur wirkt, wenn man das Ende sieht, ansonsten aber eher langatmig ist.
Das Buch ist das erste der
Torchwood-Reihe und als solches meistert es seinen Einstieg – und den des Lesers – sehr gut. Es spielt noch vor
Cyberwoman und greift gerade in dieser Hinsicht auch die Serie auf, fügt sich also wunderbar ein. Ebenfalls toll die Darstellung eines großen Teils aus Gwens Perspektive, die sich noch in ihren neuen Arbeitsplatz einfinden muss, wie man es eben aus der ersten Staffel gewöhnt ist. Überhaupt finde ich die Charakterisierungen der Personen sehr gelungen, auch Owens und Toshs, die ebenfalls zum Zuge kommen dürfen … und über deren Freizeitbeschäftigungen man ein wenig mehr erfährt ^^. Womit wir zugleich auch gleich beim größten Kritikpunkt des Romans wären. Owen beschäftigt sich zu einem nicht unbeträchtlichen Teil der Seitenzahl damit
Second Reality zu spielen. Ich weiß nicht, ob der Autor das dringende Bedürfnis verspürte, seine Erfahrungen mit
Second Life hier einzubringen oder was, aber das ist zum ersten einfach uninteressant und zum zweiten so penetrant auffällig, dass später einfach ein Bezug dazu kommen muss. Tut er natürlich auch, aber das erinnert wirklich an die vielzitierte 'Holzhammer-Methode'. Es hätte ruhig dezenter sein dürfen. Hätte auch die Handlung gestrafft. Interessant dabei ist eigentlich nur der Bezug zum Titel
Zweiter Kritikpunkt: Das unnötige Blutbad an allen Ecken und Enden. Ich verstehe sowieso Leute nicht, die meinen, Spannung oder das Gefühl von Bedrohung könne nur durch möglichst viel Blut erzeugt werden (siehe die Folge mit den Kannibalen,
Countryside? – einfach nur abstoßend!), also finde ich das auch hier eher daneben. Aber gut, es ist halt
Torchwood. Und nachdem sich das Bild genügend eingebrannt hat, wird später auch nicht mehr so darauf eingegangen, was ich wiederum sehr gut gemacht finde (und man muss schon zugeben, die Leichen kommen schon realistischer rüber als z.B. in
Into the Silence, das ich gerade lese und in dem man ständig das Gefühl hat, die wären blutleer, saubergelutscht oder was auch immer). Ist also mehr eine Kritik an der gesamten Serie
. Immerhin beschränkt sich die Bedrohung beileibe nicht darauf, der Böse der Woche hat da noch mit erheblich mehr aufzuwarten. Interessante Idee übrigens, auch wenn unsere Helden (wenn ich mich recht entsinne, sonst korrigiert mich) etwas lange brauchen, um mal in die richtige Richtung zu denken. Wobei ich nicht gleich von der Auflösung rede, die zeigt sich wirklich erst später.
Um mal wieder zu etwas positiven zu kommen: Die Landschaftsbeschreibung! Wenn auch teilweise etwas überausführlich (was durchaus auch zur Langatmigkeit betragen kann) so zeichnet sie doch ein überaus plastisches Bild von Cardiff, dem Hub und der Bay. Ob der wohl extra dahin gefahren ist? Finde ich jedenfalls fantastisch und eignet sich diesbezüglich fast als Nachschlagewerk – wenn man nur wüsste, wo man nachschlagen muss
. Ich hab’s jedenfalls in weiten Teilen echt genossen.
Aber was das Buch natürlich vor allem ausmachen sollte, ist die Geschichte, die es erzählt. Und die, den Schluss eingerechnet, ist es auch, die zu einem abschließenden positiven Urteil führt (neben den tollen Charakterisierungen von Personen und Umgebung). Sie beginnt sehr verzwickt; man startet zusammen mit dem Team wirklich bei null, aber mit der Zeit fügt sich alles Puzzlestein für Puzzlestein zu einem Bild zusammen, das in einem durchaus spannenden Finale gipfelt. Gerade letzteres, also sagen wir etwa das letzte Fünftel, sind es wert, sich durch die Längen davor gekämpft zu haben. Hat mir sehr gefallen.
Was das Buch definitiv auch die ganze Zeit leistet, ist ein völlig serienauthentisches
Torchwood-Gefühl aufzubauen. Nicht nur die Personen und die Umgebung, sondern einfach alles. Zusammen mit den Bildern, die der Autor im Kopf zeichnet, spielt sich hier eine glasklar gezeichnete, waschechte Episode ab. Das ist schon beeindruckend.
Also für Leute mit Durchstehvermögen zu empfehlen
.