Ich denke auch, dass die grundsätzliche Absicht eine gute ist ... Aber gute Absichten und der Weg zur Hölle und so ...
Ja, wir brauchen stärke, weibliche Rollen(vor)bilder. Aber die Methode ist einfach verkehrt.
Mir ist schon klar, was hier abläuft: Die Macher haben eingesehen, dass Gleichberechtigung Not tut. Nur haben sie Gleichberechtigung bis heute immer noch nicht verstanden. *seufz* Und das wird leider auch noch eine Weile so bleiben, fürchte ich. Also mehr gekaperte Männerrollen in überflüssigen Remakes ... und eben gekaperte Timelords.
Dabei ist doch gerade Doctor Who eh mit guten, starken Frauenrollen gesegnet: Was hätte der Doctor ohne Rose, Martha und Donna gemacht? River, ich mag sie nicht besonders, aber ich werde den Teufel tun, und ihr ihre Stärke absprechen! (Missy hingegen fand ich lustigerweise immer extrem schwach.) Amy hat mich meistens genervt, aber schwach war sie nicht. Clara ... die war dann schon fast zu viel des guten. Ich erinnere mich an einige "Doctor Clara"-Kommentare hier...
Und das ist übrigens keine neue Entwicklung. Ich habe vor zwei Monaten einen rewatch der Classic-Folgen gestartet, und was fand ich? Susan ist zwar eine Trantüte, die außer kreischen und verzweifelt nach Hilfe rufen nicht viel kann, aber wen ruft sie bevorzugt zu Hilfe? Barbara. Und Barbara kommt und steht ihre Frau. Barbara nimmt es mit Kaiser Nero auf, mit den Azteken, stellt sich gegen den Doktor und verfolgt ihre eigenen Vorstellungen und Ideen. Klar, sie kreischt auch mal, wenn ihr die Daleks auf die Pelle rücken, aber sie versohlt ihnen danach gepflegt den Blecharsch. Und das 1963, Leute.
Und da hört es nicht auf: Eine meiner Lieblingscopanions (vom dritten Doctor) ist Liz. Sie ist Wissenschaftlerin, steht mit dem Doktor auf gleicher Stufe, lässt sich von seinem schlaugen Gerede nicht einschüchtern, weil sie
versteht, was er sagt ... naja, zumindest meistens...
Leela (vierter Doctor) ist zwar mehr eine Kreuzung aus wandelnder Männerfantasie und Urmenschen-Parodie, aber sie ist nicht des Doctors Schoßhündchen. Bei mehr als einer Gelegenheit ist der Doctor nicht nur auf ihre Hilfe angewiesen, sondern fragt sie sogar explizit danach.
Die bereits erwähnte Romana (in beiden Versionen), war mit dem Doktor auf Augenhöhe - und zwar noch mehr als Liz, immerhin ist sie eine Timelady und hatte Zugang zu der gleichen Ausbildung wie er.
Sarah Jane, nicht von ungefähr auch nach Jahren immer noch eine der bekanntesten und beliebtesten Companions. Sie hatte ihre Karriere und hat sich nicht darauf verlassen, dass der Doctor es schon richten wird...
Tegan (fünfter Doctor) ist ist zwar Stewardess, was zugegeben immer noch einigermaßen sexistisch ist, aber das hält sie nicht davon ab, dem Doktor immer wieder mal Feuer unterm Hintern zu machen, weil er es immer noch nicht geschafft hat, sie wieder in ihre Heimatzeit zurückzubringen.
Der sechste Doctor war leider mit Peri geschlagen, die mehr durch Dekollete beeindrucken durfte (musste) als sonst was.
Ace (siebter Doctor) trägt mit Vorliebe explosives Material in ihrem Rucksack durch die Gegend ... Auch nicht grad Hausmütterchenmaterial ...
(Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass der 2. Doctor fehlt ... aber von dem sind so viele Folgen verloren gegangen, leider ...)
Also eine lange Tradition starker Frauenrollen. Mit einer Doktorin wird das irgendwie nachträglich kaputt gemacht, denn es war anscheinend nicht gut genug. Erst wenn der Held zur Heldin wird, haben wir wahre Gleichberechtigung erreicht. Ohne zu kapieren, wie heldenhaft diese Frauen bereits gewesen sind.
Sorry for the long rant. Here, have a banana. Bananas are good.