Story:Trial of a Timelord ist eine aus 14 25-minütigen Einzelepisoden bestehende Mini-Staffel (die die ursprüngliche Staffel 23 ersetzt) mit episodenübergreifendem Handlungsbogen, dem Trial. Das Ganze ist in vier Teile gegliedert, drei davon eingebundene unabhängige Einzelgeschichten. Dort treffen wir Doctor Nummer 6 in der Vergangenheit, der Gegenwart (oder Fast-Gegenwart) und Zukunft, ganz analog der Dickensschen Weihnachtsgeschichte (nach der es wohl so konzipiert wurde). Teil 4 zeigt uns die Auflösung der Gerichtsverhandlung.
Der Storyarc:Mitten in einem Abenteuer wird der Doctor plötzlich mitsamt seiner TARDIS "entführt" und in eine Art fliegender Stadt verbracht, die wohl der Gerichtshof der Timelords ist (und mächtig an die Shadow Proclamation erinnert … oder umgekehrt). Dort wird er schon erwartet, Anklage: Einmischung in die Angelegenheiten anderer Völker – oder allgemeiner den Fluss von Raum und Zeit – und damit Übertretung des ersten Zeitgesetzes (und wissentliches in Gefahr bringen seiner Begleiter). Sein Gegner ist der Valeyard, der, wie sich später herausstellt, eine Verkörperung der dunklen Seiten des Doctors zwischen seiner 12. Und 13 Inkarnation selbst ist. Die geforderte Strafe: der Tod des Doctors - und die verbleibenden Regenerationen des Doctors für den Valeyard.
Zur Beweisführung werden nun drei Episoden aus dem Leben des Doctors herangezogen, die via Matrix (einer Art Supercomputer, der das Wissen der Timelords und ihre Persönlichkeit, wenn sie sterben speichert, Daten durch die TARDISes sammeln kann – daher das Material zum Doctor – und mit dessen Hilfe sogar die Zukunft vorhergesagt und der unter bes. Umständen betreten werden kann) vorgeführt werden. Dabei kommt es immer wieder zu Episoden, an die sich der Doctor nicht erinnern kann oder die anders verliefen. Also beharrt er darauf, dass die Matrix manipuliert wurde, etwas offensichtlich nahezu undenkbares – und dennoch wahr, wie sich in Teil 4 zeigt.
Teil 1: The Mysterious Planet (Episoden 1-4)Ein Abenteuer des Doctors mit Peri auf dem außergewöhnlich erdähnlichen Planeten Ravalox, der vor hunderten von Jahren von einem Feuerball zerstört worden sein soll. Wie sich herausstellt, leben zwei Zivilisationen auf dem Planeten, eine oberirdische primitive und eine unterirdische technisierte, die von dem sogenannten Immortal befehligt wird, einem Roboter, dessen Energieversorgung zu versagen droht und der deshalb die Hilfe des Doctors beansprucht. Seine ursprüngliche Aufgabe war es, ein Untergrundsystem mit lebensfreundlichen Bedingungen für die Überlebenden aufrecht zu erhalten, der nun dazu führt, dass er die Menschen, die dort leben in seinen Dienst zwingt, da er den ursprünglichen Befehl nicht überwinden und auf die aktuellen Gegebenheiten anpassen kann. Einer der Wachleute jedoch schmuggelt immer wieder Verurteilte an die Oberfläche – jene Menschen, die den dort lebenden Stamm bilden. Zwischen beiden Gruppen kommt es im folgenden zur Konfrontation – der Doctor mit Peri und ein paar anderen Aufgegabelten zwischen den Fronten –, während gleichzeitig das Schwarzlichtsystem, die Energiequelle des Roboters, die im Laufe des Geschehens beschädigt wurde, zu explodieren und damit das gesamte Universum zu vernichten droht. Dem Doctor gelingt es geradeso, die Explosion auf die Festung des Roboters einzudämmen, der dadurch außer Gefecht gesetzt wird – die Menschen sind frei und kehren alle gemeinsam an die Oberfläche, auf die sie gehören zurück.
Bemerkenswert: Im letzten Teil, also am Ende des Prozesses gegen den Doctor, stellt sich heraus, dass es sich bei diesem Planeten tatsächlich um die Erde handelt, die von den Timelords im Raum verschoben und umbenannt wurde, um zu verbergen, dass Wissen aus ihrer Datenbank gestohlen und dort versteckt wurde und zu verhindern, dass jemand es findet.
Teil 2: Mindwarp (Episoden 5-8)Dieses Abenteuer des Doctors mit Peri spielt unmittelbar vor dem Prozess auf dem Planeten der Mentors (einer Art reptiler Mini-Jabba du Hutts), deren Vertreter Sil der Doctor wohl schon einmal begegnet ist. Außer den Mentors gibt es auf dem Planeten noch deren Sklaven und eine Gruppe Rebellen, sowie Individuen, an denen ein Wissenschaftler – Crozier – Experimente durchführt. Da der König der Mentors Kiv an einer Krankheit leidet, die sein Gehirn über die Grenzen seines Körpers hin anwachsen lässt, ist Crozier auf der Suche nach einer Methode, das Gehirn zu transplantieren; außerdem dienen seine Maschinen dazu die Wahrheit von einem Subjekt zu extrahieren … sozusagen. Der Doctor scheint ein vielversprechendes Objekt für beides zu sein. Um diesem Schicksal zu entgehen und ihnen die Flucht zu ermöglichen arbeitet er – scheinbar – mit den Mentors zusammen und verrät im Zuge dessen Peri. Der Versuch, das völlige Vertrauen der Mentors zu erringen schlägt aber fehl und gegen seinen Protest fängt Crozier an, Peri als Wirt für das Gehirn Kivs vorzubereiten. Daraufhin befreit der Doctor den Kriegerkönig Yrcanos, den sie im Laufe des Abenteuers kennengelernt haben, der sich an die Spitze der Rebellen stellt, mit deren Hilfe die Kontrolle über die Sklaven gebrochen und dann das Laboratorium mit Kiv und Peri gestürmt wird. Doch bevor das passiert wird der Doctor von den Timelords einberufen, angeblich weil Croziers Experiment alles Leben im Universum beeinflussen würde, und verschwindet mitsamt TARDIS. Yrcanos wird in eine Zeitblase eingeschlossen, bis der Transfer in Peris Körper abgeschlossen ist. Wieder freigelassen, tötet er sie in hilfloser Wut.
Der Doctor (im Gerichtssaal) ist ebenso fassungslos und glaubt, dass seine Abberufung einen anderen Grund als die Experimente Croziers hat.
Teil 3: Terror of the Vervoids (Episoden 9-12)Dieses zukünftige Abenteuer führt der Doctor zu seiner Verteidigung an. Es ist schwer zu beschreiben (der Vergleich mit
Mord im Orientexpress wurde dafür gebraucht).
Angelockt durch einen Notruf, landen der Doctor und sein zukünftiger Companion Mel auf dem galaktischen Linienschiff Hyperion III, das neben Passagieren auch eine Ladung wertvoller Minerale befördert. An Bord sind neben der Mannschaft auch Vertreter jenes Planeten, von dem die Minerale stammen und ein Biowissenschaftler-Team mit ihrem Experiment. Was nun beginnt ist ein klassischer Krimi, bei dem auf mysteriöse Weise nach und nach Menschen umgebracht werden, wobei jeder verdächtig erscheint. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass bei einer solchen Gelegenheit die Kokons – das Experiment – hellem Licht ausgesetzt wird, wodurch die Insassen, die Vervoids, eine Art humanoider Pflanzen, schlüpfen. Im Interesse ihres eigenen Überlebens fangen sie ebenfalls an, sich des "tierischen Lebens" zu entledigen, denn letztlich töten alle Tiere Pflanzen. Dem Doctor, um Hilfe gebeten, bleibt nichts anderes übrig, als die Vervoids auszulöschen, indem sie einem beschleunigten Wachstums- und Alterungszyklus unterworfen werden (mit Hilfe des transportierten Minerals). Da kein einziges Blatt übrigbleiben darf, aus dem ein neuer massenmörderischer Vervoid heranwachsen könnte, wird die Spezies restlos vernichtet – was die Anklage gegen den Doctor auf Genozid mit Todesstrafe ändert.
Teil 4: The Ultimate Foe (Episoden 13, 14)In diesem Teil bekommt der Master einen überraschenden Auftritt. Selbst in die Matrix eingedrungen – womit er die Zweifel des Doctors beweist – ist er nicht willens, diesen gegen den Valeyard verlieren zu lassen und steht seinem Erzfeind bei. Aus dem puren egoistischen Grund natürlich, dass er mit einem mit moralischen Ballast behinderten Doctor leichter fertig wird, als mit der weitaus gefährlicheren dunklen Seite desselben. Der Valeyard flieht, nachdem er seinen Fall verloren sieht, ebenfalls in die Matrix, in sein kleines Reich, das er dort aufgebaut hat, gefolgt vom Doctor. Dort beginnt nun ein Kampf des Geistes der drei; jeder gegen jeden und jeder für seine ganz eigenen Ziele. Der Doctor erhält dabei noch Unterstützung von Mel (die vom Master als Zeugin in den Gerichtshof geholt, wurde, um die Aussagen des Doctors zu bestätigen) und sie können einen Anschlag auf den Gerichtshof verhindern. Infolge der Ereignisse wird die Anklage gegen den Doctor fallengelassen und er und Mel verlassen das Geschehen in der TARDIS auf dem Weg zu neuen Abenteuern (die nie folgten, da es die letzte Staffel mit dem sechsten Doctor ist).
Außerdem bemerkenswert: Es wird enthüllt, dass Peri nicht tot, sondern Königin an der Seite Yrcanos ist (sehr zum Ärger der Schauspielerin
) und es stellt sich heraus, dass auch der Valeyard nicht endgültig besiegt ist – man findet ihn am Ende als Bewahrer des Schlüssels zur Matrix wieder, ein Cliffhanger, der wohl aber nicht mehr wieder aufgegriffen wurde.
Meine Meinung:Super! Toll!! Meine erste Begegnung mit dem sechsten Doctor und ich bereue nichts!
Okay, zugegeben, die Auflösung mit dem Gerichtsverfahren am Ende ist etwas konfus, aber das ist sicherlich nicht zuletzt einfach der Produktion geschuldet, da der eigentliche Autor der Gerichtsgeschichte leider vorzeitig verstarb. Selbst die erste Neuausarbeitung konnte wegen Streitigkeiten zwischen Autor und Produktionsteam nicht verwendet werden, so dass das Ende sozusagen von Natur aus weniger ausgereift ist – leider. Das hätte die Story perfekt gemacht. Ich versteh gar nicht, warum die geringe Einschaltquoten hatte…
Das Ganze erinnert ja irgendwie an diese in den USA typischen Wiederholungsfolgen, wo in einer Rahmenhandlung Rückblicke auf die vergangene Staffel gegeben werden, was gewöhnlich stinklangweilig ist. In diesem Fall hier ist zwar ein wenig unklar, wie die präsentierten Geschichten den Zwecken des Valeyard oder Doctor wirklich dienlich sind, aber das Geschehen an sich finde ich durchaus sehr spannend. Wie mal der eine, mal der andere triumphiert, sie sich gegenseitig auszustechen versuchen – und die Spitznamen, mit denen der Doctor seinen Widersacher bedenkt *lol*. Besonders wenn er sich dann beklagt, dass der Valeyard nicht ausfallend gegen ihn werde soll, er habe sich schließlich auch benommen – ne, ist klar *gg*.
Besonders gefallen haben mir aber natürlich die drei Einzelepisoden. Der Doctor selbst ist einfach genial und ich würde ihn glatt mit unter meine liebsten einreihen, wenn nicht sogar im Booklet stehen würde, dass er sonst nicht so nett ist. Hier jedenfalls ist er schlagfertig, witzig, clever, nonchalant mit einem Sinn für Moral und Gerechtigkeit und einer selbstverständlichen Selbstsicherheit ausgestattet (was ihn nicht daran hindert, an den richtigen Stellen auch Gefühl und Betroffenheit zu zeigen), die selbst den schreiend bunten Aufzug gar nicht mehr so … schreiend bunt erscheinen lässt. Außerdem gibt es zu dem sogar einen Kommentar; sowas einzubauen finde ich immer gut :).
Mel finde ich ein bisschen nervig, ohne sagen zu können, warum eigentlich. Wahrscheinlich nur die Umgewöhnung von der wesentlich ruhigeren Peri. Was ich komisch finde ist, warum sie am Ende mit dem Doctor weiterreist. Ich meine, in seiner Zeitlinie ist er ihr doch noch gar nicht begegnet? Heißt das, er reist jetzt mit einer älteren Mel, begegnet später der jüngeren Version, die dann irgendwann plötzlich von seiner Seite gerissen und zurück ans Gericht geschickt wird? Sehr strange…
Zurück zu den Einzelepisoden: Die sind außerordentlich kurzweilig und witzig. Besonders die erste ist gespickt mit einer Menge scharfzüngiger Dialoge, die die wahre Freude sind. Wenn einem die heutzutage z.T. etwas billig anmutenden Effekte/Monster nichts ausmachen, sehr unterhaltsamer, spannender Stoff. Ich werde mir das jedenfalls auf jeden Fall nochmal anschauen. Ich finde, die Vervoids-Story könnte sogar fast 1:1 auch als NewWho-Geschichte funktionieren (von den alten
). Sie hat das Abenteuer und den Charme und trägt zugleich eine Botschaft. Selbst die Charaktere passen irgendwie. Zu Schade, dass nach dieser Staffel Schluss war. Ich weiß gar nicht, ob ich mich trauen soll, die älteren Folgen mit diesem Doctor zu gucken. Das könnte alles zunichtemachen. Aber so wie es ist: wirklich toll! Ich habe jeder nächsten Episode entgegengefiebert
.