HUMAN NATURE
Zu Beginn – Action! … Dann wacht John Smith auf und alles war nur ein Traum. Dieser Szenenwechsel erinnert stark an The Romans, als die Tardis zunächst recht unsanft landet und dann auf die Crew übergeblendet wird, die das Luxusleben in einer römischen Villa genießt. Hat damals Spaß gemacht und funktioniert auch heute noch!
Das Leben von Lehrer John Smith und Dienstmädchen Martha Jones im Jahr 1913 ist interessant zu beobachten. Martha, die als Farbige und Frau es nicht so leicht hat, die Beleidigungen der Schüler wegstecken muss und die zusammen mit ihrer Freundin draußen sitzen muss, wenn sie zusammen was trinken. John Smith, der etwas für Nurse Redfern empfindet, und diese auch für ihn … und die Probleme, diese Gefühle imRahmen der zeitgenössischen Konventionen auszudrücken und auszuleben. So schön das England des Jahres 1913 aussieht (ich mag die alten Autos, die Kleidung, den respektvolleren Umgangston), so gut ist es doch auch, dass gezeigt wird, dass damals eben auch viele Dinge … sagen wir mal, nicht so gut waren. Eine der schönsten kleinen Szenen in diesem Zusammenhang war, als Nurse Redfern John Smith die Bücher trug, das war ein so schönes Klischee, und so durch die Blume gesprochen …
Schnell wird aber klar, dass Martha -im Gegensatz zum Doctor- durchaus noch alles weiß. Und was genau passiert ist, wird in den Rückblenden auch schön erklärt. Und -das überrascht mich selbst- mrtha tut mir sogar leid. Sie ist in den Doctor verliebt (dafür kann sie ja zugegebenermaßen nichts), dieser bringt ihr keine derartigen gefühle entgegen sondern trauert seiner großen Liebe Rose nach 8was ja auch nachvollziehbar ist) und ist in diesem Zusammenhang sogar von der typisch doctorischen Unsensibilität – und muss jetzt miterleben wie er (bzw John Smith) sich in Joan verliebt …
Dann die Family – großartig! Man weiß zwar noch nicht, warum sie derart gefährlich sind, dass sogar der Doctor sich vor ihnen versteckt, statt den kampf aufzunehmen (und Angst vor einem übermächtigen gegener zählte ja bislang noch zu den Eigenarten des Doctors), aber bedrohlich wirken sie auf jeden Fall. Nicht so 08/15-Durchschnitts- Böse-Aliens-der-Woche, sondern wirklich eine unheimliche Bedrohung der dritten Art. Die wandelnden Vogelscheuchen und dann das Mädchen mit dem Luftballon – DAS war mal ein unheimliches Kind! Die Family in Menschengestalt wirkte sehr überzeugend, nur durch mehr oder weniger subtile Verhaltensveränderungen erschienen sie fremd und bedrohlich, allen voran Jeremy Baines.
Und dann war da noch dieser Junge, Tim Latimer, mit der präkognitiven Begabung.
Insgesamt eine ruhige, aber sehr intensive Folge, die sich Zeit nimmt, ihre Charaktere vorzustellen, ohne dass dabei Längen aufkommen. Es wird (mit Ausnahme des finalen Cliffhangers) weitgehend auf Action verzichtet, Spannung kommt nur durch Gesten und Emotionen auf.
Eine perfekte Folge!
THE FAMILY OF BLOOD
Sehr gute Auflösung des Cliffhangers!
Die Family geht zum Anfriff über und die Schule kämpft. Die Schüler, die ja gelernt haben, mit Waffen umzugehen und dass „süß ist, fürs Vaterland zu sterben“, werden mit der Relität des Tötens konfrontiert und erkennen, dass das nicht so einfach ist. Bei John Smith kommen Teile der Doctor-Persönlichkeit und seiner Aversion gegen das Benutzen von Waffen zum Vorschein, die wohl auch teil seiner Persönlichkeit sind. Und der Schuldirektor fällt dem Denken seiner Zeit zum Opfer, er ist unfähig, in dem kleinen Mädchen etwas anderes zu sehen als ein schützenswertes Wesen – wobei er Jungs in dem Alter bereitwillig und ohne Bedenken sozusagen an die Front schickt. Die Szene, in der sie ihn dann erschießt, hatte etwas erschütterndes!
Im weiteren Verlauf der Folge steht das Dilemma von John Smith im Mittelpunkt, der verständlicherweise nicht sterben, nicht sein Leben für das des Doctors opfern will, schließlich hat er ja ebenso ein Recht auf sein Leben. (und sicher, der Doctor erinnert sich an seine Zeit als John Smith, aber die Persönlichkeit john Smith existiert nicht mehr). Und dieser Konflikt, diese zwei Persönlichkeiten wurden auch überzeugend dargestellt. Emotional -aber nicht schmalzig oder aufdringlich- auch der Blick auf das mögliche gemeinsame Leben mit Joan.
Dann die Szene, in der er die Famliy austrickst. Der plötzliche Wechsel von John Smith zum Doctor zeigt noch einmal, wie verschieden die beiden doch sind. Das war sehr gut gespielt.
Dass Joan der Einladung des Doctors nicht folgte, war aus meiner Sicht zwar schade -sie war eine starke Persönlichkeit, sympathisch und mal nicht aus der Zuschauergegenwart stammend, sondern eher so wie zB Jamie aus der Vergangenheit- aber logisch: Der Mann, den sie liebte, war ja nicht mehr da …
Die Auflösung, dass der Doctor sich versteckt hat, nicht weil die Family so überlegen war, sondern weil er „nett“ sein und warten wollte, bis sie innerhalb dreier Monate von selbst gestorben wären, war so unerwartet, so anticlimax! Aber dann, als es nicht funktioniert hat, kommt wieder die düstere Seite des no second chance-Doctors zum Vorschein. Wobei er am Ende zwar in soweit gewonnen hat, dass er seine gegner besiegt hat, aber trotzdem hat er verloren: Er wolllte der Family ursprünglich nichts böses antun – aber dadurch kamen die menschen in dem Ort teilweise ums Leben, teilweise anderweitig zu Schaden …
Und Tiny Tim- der natürlich nicht gestorben ist – konnte seinen Freund retten und viele jahre später noch einmal den Doctor und Martha sehen. Sehr viel Pathos, aber der Folge angemessen.
Insgesamt zähle ich den Zweiteiler zu den besten DW-Folgen überhaupt, auf einer Stufe mit "City of Death."
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