Ich bin hin und hergerissen. Gedanken wie die von Nick habe ich auch, andererseits ärgert mich dieses Ende.
Man kann eine Serie auch dramatisch und herzzerreißend zuende bringen, ohne ein Massaker zu veranstalten. Man kann moralische Konflikte auch thematisieren, ohne derartig mit dem Holzhammer vorzugehen.
Vielleicht sollte RTD doch mal einen Kurs bei JMS (Babylon 5) belegen, um zu lernen, wie man ein absolut perfektes Ende für eine Serie schreibt, das keine Fragen offen lässt und dabei perfektes Drama ist, ohne fast die komplette Besetzung dahinzumetzeln.
Es ist eben doch die hohe Kunst, großartiges Drama zu schreiben (was "Children of Earth" zweifellos ist), und es dann noch würdevoll zuende zu bringen.
Die Storyline um die Junkie-Aliens ist toll, keine Frage, die Dramatik der Folgen ist großartig, der Spannungsbogen fantastisch. Ja, es war unglaublich gut gemacht, wie die ernsten, sozialen Fragen eingebunden wurden, aber letztendlich wurde dieser Ansatz durch das Ende zerstört. Denn am Ende hat RTD sich selber überholt, dem großartigen Drama ein völlig überzogenes Ende verschafft, das den größten Teil der Zuschauer davon abhält, sich über den Inhalt, die Aussage, die Nachdenkenswerten Anteile der Staffel, auszutauschen.
Das Ende ist für mich eine klare Überdosis, die das, was gut war, vollständig überschwemmt hat.
Eine Überdosis Galle ist leider ebenso unverträglich, wie eine Überdosis Zucker, will sagen, ein zu bitteres Ende tut einer großen Geschichte ebenso wenig gut, wie ein zu schmalziges Ende.
Man kann ein verstörendes und bitteres Ende schreiben, ohne die komplette Basis der Geschichte zu zerschmettern.
Der Ansatz um die Diskussion der "unteren 10%", die Frage nach Spocks "Das Wohl der Vielen wiegt schwerer, als das Wohl des Einzelnen", das Handeln der Machthabenden, all das ist großartig, aber es verliert sich in diesem Ende, wird fast bedeutungslos.
Und genau da sehe ich die Schwäche von Davis, der zwar unglaublich gute Stories schreibt, aber anscheinend irgendwann das Gefühl für die "Verhältnismäßigkeit der Mittel" verliert und die ganze Sache dann ungebremst gegen die Wand fährt. Als wäre er selber völlig überwältigt von den Emotionen, die er damit auslösen will, ohne einen Blick dafür, wann es einfach zuviel ist.
Vielleicht sollte er sich einen Satz zu Herzen nehmen, den die großartige Cornelia Funke in Tintenherz ihren fiktiven Schriftsteller Fenoglio sagen lässt:
Zitat:
"Ich bin schließlich kein Massenmörder, ich bin Schriftsteller! Da wird mir doch wohl eine unblutigere Lösung einfallen."
Es hätte möglich sein müssen, die Beklommenheit, Wut und Nachdenklichkeit der Zuschauer auf die wirklich dramatischen, inhaltlichen Themen zu fokussieren und sie nicht in den Emotionen um den Verlust der Charaktere und der Serie selbst zu ertränken.